Mittwoch, 9. September 2015

Brügge

Brügge von Stefan Feld

Hans im Glück: Brügge
Ein Spiel für 2-4 Spieler

Die Spielidee:

Im 15. Jahrhundert ist die belgische Hansestadt eine der wohlhabendsten Metropolen Europas. Die erste Börse öffnet ihre Pforten und ganz Europa richtet die Augen auf die blühende Hansestadt.
Die Spieler schlüpfen in die Rolle von Kaufleuten, die ihre Beziehungen zu den Mächtigen der Stadt pflegen. Sie konkurrieren um Einfluss, Macht und Status.
Doch die Ruhe kann trügerisch sein. Dramatische Ereignisse werfen ihre Schatten voraus und auch die Mitspieler bedrohen den eigenen Wohlstand. Wer geht als Sieger aus diesem spannenden Streben um Macht und Reichtum hervor?

Meine Meinung zur Aufmachung:

Mitten auf der Schachtel sieht man eine Szene, die sich irgendwo in Brügge abspielt. Man sieht unter anderem einen Gaukler, einen Edelmann und eine Marktfrau. Im Hintergrund dieser Personen lässt sich ein Gewässer erahnen, auf dem Boote treiben. Wenn man sich also ein bisschen was von Brügge weiß, so erkennt man die Häuser und die Umgebung. Denn gerade der Baustil der Häuser ist typisch für Brügge. Insgesamt kann man aber nicht erkennen, wobei es in dem Spiel gehen wird. Gut, wir wissen, dass es irgendwas mit Brügge zu tun haben muss. Aber mehr nicht. Die Bilder bzw. Personen lassen darauf schließen, dass irgendwas mit Personen unterschiedlichster Schichten passieren wird, mehr aber nicht. Die Grafik ist toll und auch bunt, stellt viel von der Stadt dar, lässt aber nicht erahnen, worum es nun wirklich bei Brügge eigentlich geht. Es ist natürlich auch schwierig die einzelnen Spielelemente so aufzunehmen, dass man sofort weiß, was in dem Spiel geschehen wird, das steht außer Frage. Aber durch die abgebildete Marktfrau und die Boote könnte man schnell darauf kommen, dass es um ein Handelsspiel gehen würde. Dies ist aber nicht so. Vielmehr werden die einzelnen Personen dargestellt, weil es in dem Spiel um Charakterkarten geht. Aber wie gesagt, durch die Darstellung kommt man darauf nicht, sondern man vermutet eher, dass man mit Waren oder dergleichen handeln soll. Im Großen und Ganzen ist das Cover natürlich nicht schlecht, aber man hätte vielleicht doch auf ein bis zwei Elemente mehr hinweisen können.

Meine Meinung zum Spielmaterial:

Was soll man dazu sagen? Material mal wieder ohne Ende und qualitativ sehr hochwertig. Insgesamt beinhaltet Brügge folgendes Zubehör: 1 Spielplan, 4 50er/100er Plättchen (zur Anzeige der Siegpunkte), 6 Statuenplättchen, 165 Karten, 50 Handlanger aus Holz (in braun, lila, blau, gelb und rot), 44 Gulden Plättchen (zusammengesetzt aus 1er und 3er), 45 Bedrohungsmarker (jeweils 9 in braun, lila, blau, gelb und rot), 40 Kanalplättchen, 4 große Spielersiegel (jeweils einer in Spielerfarbe), 4 kleine Spielersiegel (jeweils einer in Spielerfarbe), 8 Spielfiguren (jeweils 2 in Spielerfarbe), 12 Mehrheitenmarker (jeweils 3 in Spielerfarbe), 9 Übersichtskarten, 1 Startspielerwappen, 5 Holzwürfel (mit Augenzahlen von 1-6) und zwei Kartenhalter aus Pappe/Papier.
Brügge: Aufbau
Wie schon erwähnt, ist das Material sehr hochwertig. Die Karten sind robust und lassen sich gut mischen, sodass man keine Angst haben muss, dass diese sich mit der Zeit abnutzen werden. Auch die Holz- und Pappelemente sind sehr stabil und äußerst gut verarbeitet. Denn obwohl die Kanalplättchen schmal gehalten sind, konnte man sie ohne weitere Probleme aus den Stanßbögen heraustrennen. Das hat man bei anderen Spielen schon deutlich schlechter gesehen. Aber man muss auch ehrlich sein, dass man bei Hans im Glück so gut wie immer auf qualitativ hochwertiges Material stößt. Also das ist nun meine subjektive Meinung, kann natürlich jeder anders sehen. Aber sowohl Russian Railroads, Stone Age, Pantheon oder Carcassonne sind immer zufriedenstellend gewesen und auch nach mehrmaliger Nutzung noch in einem top Zustand.
Das Material ist also in vollem Umfang nur zu empfehlen und auch die Menge ist für den Preis von durchschnittlich 30 Euro in Ordnung.

Spielmechanik:

Da es sich bei Brügge um ein Stefan Feld Spiel handelt, könnte man meinen, dass es sehr komplex und schwierig sei. Ich selbst besitze viele Feldspiele und wenn ich Brügge so mit denen vergleiche, ist es eher eines der leichteren Brettspiele von ihm. Nun gut, kommen wir also zum wesentlichen...
Bevor das Spiel überhaupt beginnen kann, müssen natürlich erst ein paar Vorbereitungen getroffen werden.
Das heißt, zunächst müssen die Kartenstapel erstellt werden. Dies ist je nach Spieleranzahl immer etwas unterschiedlich. Gehen wir also mal von einem 4 Personenspiel aus.
Beispiel: Die 165 Karten werden erst einmal zusammen gemischt. Danach werden fünf Stapel aus ihnen gebildet. Im Anschluss daran werden 4 Stapel gewählt und diese nochmals miteinander gemischt (bei 3 Spielern würden nur 3 Stapel gewählt usw.). Zum Schluss werden die gemischten Karten wieder in zwei Stapel getrennt und in die Kartenhalter gelegt. Der eine Stapel, welcher zu Anfang aussortiert wurde, wird beiseite gelegt, da er zum Ende hin nochmals benötigt wird.
Danach erhält jeder seine Spielfiguren (eine kommt zum Rathaus, die andere wird für die Siegpunkteleiste benötigt), 5 Gulden, 5 Handlanger (von jeder Farbe einen), die kleinen Spielersiegel werden auf die Torhäuser verteilt, sodass man immer weiß welcher Abschnitt wem gehört (denn das große Spielersiegel bleibt vor jedem liegen) und zuletzt erhält jeder noch seine drei Mehrheitenmarker, die man auf die graue Seite vor sich auslegt.
So, genug zur Spielvorbereitung, kommen wir endlich zum Spielprinzip...
Jede Partie Brügge verläuft über mehrere Runden, welche immer in 4 Phasen unterteilt sind.
Man hat die Phase 1, in der Karten gezogen werden, in Phase 2 wird gewürfelt, Phase 3 dient zum Karten ausspielen und Aktionen ausführen, Phase 4 ist nur noch die Überprüfung der Mehrheiten und ein Startspielerwechsel.
Klingt alles sehr einfach und logisch, das ist es auch :)
  • Phase 1 Karten ziehen:
    Jeder Spieler, beginnend beim Startspieler, füllt seine Kartenhand auf 5 Karten auf. Dabei kann immer zwischen den beiden Kartenstapeln gewählt werden. Wichtig ist hierbei nur, dass die Spieler sich während des Ziehens ihre Karten nicht anschauen. Denn sonst könnte man taktieren und würde vielleicht eine Kartenfarbe eher ziehen als die andere. Ach, vielleicht sollte ich an dieser Stelle endlich mal erwähnen, dass die Karten unterschiedliche Farben haben :)
    Auf der Rückseite einer jeden Karte befindet sich ein Haus. Es ist immer dasselbe Modell, jedoch immer in einer anderen Farbe (blau, braun, gelb, rot und lila). Merkt man was? Die Handlanger und Bedrohungsmarker sowie die Würfel (die sind nämlich auch braun, blau, rot, gelb und lila) haben alle die gleichen Farben. Warum das so ist und wieso das so wichtig ist, dazu komme ich bei der Erläuterung der Phasen 2 und 3 ;)
    Die Vorderseite der Karten zeigt immer eine Person, welche bestimmt Fähigkeiten mit sich bringt. Diese sind zum Großteil mit dem entsprechenden Kartentext gut zu verstehen, sollte man jedoch Fragen haben, gibt es der Regel beiliegend noch eine Erläuterung zu jeder einzelnen Karte.
    Sollte es irgendwann im Spielverlauf vorkommen (und das wird es garantiert), dass einer der Nachziehstapel leer wird, so wird der beiseite gelegte Stapel in die Kartenhalterung gelegt. Ab jetzt kann auch von diesem Stapel gezogen werden. Aber etwas anderes wird dadurch auch noch eingeläutet. Sobald der Ersatzstapel ins Spiel kommt, wird nur noch die laufende Runde gespielt und das die Partie endet im Anschluss daran.
  • Phase 2 Würfel:
    Dies ist immer die Aufgabe des aktuellen Startspielers. Alle fünf Würfel werden gleichzeitig geworfen und die Ergebnisse auf die entsprechenden Felder des Spielbretts platziert.
    Was hat es damit auf sich?
    Zwei Dinge ziehen die Würfelergebnisse nach sich.
    1.) Es kommt zu eventuellen Bedrohungen. Jede gewürfelte fünf oder sechs zwingt die Spieler dazu einen der Farbe entsprechenden Bedrohungsmarker zu ziehen. Also jeder bekommt einen Bedrohungsmarker, nicht nur der Startspieler. Zeigt der gelbe Würfel eine fünf, bekommt jeder einen Bedrohungsmarker.
    2.) Man kann im Rathaus aufsteigen. Dazu muss man sich hochkaufen, denn nur wer Geld hat, kann auch in der Politik mitmischen. Dazu muss man jede gewürfelte eins und zwei miteinander addieren. Wenn also beispielsweise der blaue und rote Würfel jeweils eine 1 und der lilane Würfel eine 2 zeigen, dann müssen die Spieler 4 Gulden ausgeben, um eine Stufe im Rathaus aufsteigen zu können. Wichtig, sollte es mal vorkommen, dass weder eine 1 noch eine 2 gewürfelt werden, so können die Spieler in dieser Runde auch nicht aufsteigen.
    Das Rathaus ist eine Station, bei der in Phase 4 die Mehrheit überprüft wird. In diesem Fall geht es darum, wer am weitesten vorne steht und zwar alleine. Es reicht nicht aus, dass zwei Spieler ganz vorne dasselbe Feld belegen. Man muss also die alleinige Vorherrschaft haben :)
    Für alle die mitgedacht haben, eine 3 oder 4 beim Würfeln ist für den weiteren Spielverlauf irrelevant.
  • Phase 3 Karten ausspielen bzw. Aktionen ausführen:
    In Phase 3 steckt der Kern von Brügge. Hier kommen die Spieler richtig zum Zug und die einzelnen Handkarten werden relevant.
    Jeder Spieler hat in dieser Phase reihum eine Aktionsmöglichkeit, welche er aus 6 unterschiedlichen wählen kann. Das ganze geht über vier Runden. Das heißt, jeder hat zu Beginn der Runde 5 Handkarten und am Ende der Phase sollte er nur noch 4 auf der Hand haben (es kann hierbei Unterschiede durch gewisse Kartentexte geben).
    Die 6 Aktionsmöglichkeiten sind schnell und leicht erklärt (diese findet man am Rand einer jeden Karte aufgemalt, sodass man den Überblick nicht verliert). Was man in dem Zusammenhang auch noch wissen sollte, ist, dass man immer etwas machen muss, man darf also nicht passen und so seine Handkarten sammeln.
    Nun gut, kommen wir zu den Aktionsmöglichkeiten:
    • 2 Handlanger nehmen
      Der Spieler legt eine Handkarte ab und entsprechend der Kartenfarbe zieht er zwei Handlanger aus dem Vorrat.
    • Gulden nehmen
      Hier kann man bis zu 6 Gulden erhalten. Dies richtet sich nach den ausgelegten Würfeln. Je nach Kartenfarbe, die der Spieler ablegt, nimmt er sich die entsprechende Anzahl an Gulden.
      Gibt man also beispielsweise eine rote Karte ab und zeigt der rote Würfel eine 5, so erhält man 5 Gulden aus dem Vorrat.
    • Bedrohungsmarker ablegen
      Bedrohungsmarker sind nervig und können auf den Spielverlauf negative Auswirkungen haben. Dies geschieht vor allem dann, wenn man von einer Farbe bereits drei Symbole gesammelt hat. Damit dies erst gar nicht eintreten kann, sollte man immer versuchen sie loszuwerden. Dazu muss man wieder eine Karte ablegen und entsprechend der Kartenfarbe darf ein Bedrohungsmarker abgelegt werden.
    • Kanalplättchen
      Wir sind in Brügge, dort gibt es Wasser und Kanäle. Diese sollten aber erst einmal ausgelegt werden. Bei der Spielvorbereitung wurde jedem Spieler ein Kanalabschnitt zugeteilt. Dort sieht man zwei Reihen (ausgerichtet nach links und rechts), die sowohl verschiedene Farben als auch Zahlen zeigen. Um ein Kanalplättchen bauen zu können, muss ich für den entsprechenden Abschnitt die richtige Kartenfarbe ablegen und zusätzlich auch noch die angegebenen Baukosten zahlen. Dabei darf man Abschnitte nicht überspringen und muss immer nach einander bauen. Allerdings kann man links und rechts bauen. Also wenn ich links schon einen Abschnitt liegen habe, kann ich auch schon rechts weiter bauen bzw. ebenfalls anfangen, da sie unabhängig voneinander sind.
      Hat man beim Kanalbau eine bestimmte Länge erreicht bekommt man am Ende drei Siegpunkte bzw. hat man einen kompletten Abschnitt (5 Kanalplättchen) ausgelegt, so bekommt man das oberste Statuenplättchen, die am Ende des Spiels ebenfalls nochmal viele Siegpunkte bringen.
      Bezüglich der Kanalplättchen haben wir dann auch schon das zweite Element, welches in Phase 4 bei den Mehrheiten relevant wird.
      Denn hierbei werden beide Kanalabschnitte eines jeden Spielers addiert und geschaut, wer die Mehrheit hat. Hier gilt dasselbe wie im Rathaus, man muss die alleinige Mehrheit besitzen.
    • Hausbau
      Um ein Haus bauen zu können, muss der Spieler entsprechend der Kartenfarbe einen Handlanger in den allgemeinen Vorrat zurück legen. Danach kann er das Haus vor sich auslegen.
    • Personen einziehen lassen
      Um Personen auslegen zu können, muss man pro Person ein Haus haben. Daher kommt immer der Hausbau vor dem Personenauslegen. Dabei ist es aber egal, ob beispielsweise ein gelbes Haus ausliegt und die Person rot ist. Heißt, eine rote Person kann auch in ein gelbes Haus ziehen... die sind da nicht ganz so wählerisch...
      Was man jedoch beachten muss ist, dass die Personen links oben Kosten aufgedruckt haben. Die müssen komplett bezahlt werden, bevor die Karte überhaupt ausgespielt werden kann.
      Aber wozu sind die Personen eigentlich gut?
      Zum einen bringen sie am Ende des Spiels Siegpunkte und zum anderen haben die Spieler auch schon während der Partie einige Vorteile durch sie. Je nach Symbolik, hab die Karten einen einmaligen Effekt, einen dauerhaften oder eben einen Siegbedingungseffekt. Auch kann es sein, dass man sie immer wieder durch bestimmte Handlanger aktivieren kann. Was man jedoch wissen sollte ist, dass man die Aktivierung pro Runde bzw. Phase nur einmal nutzen darf.
      Auch die Personen zählen in Phase 4 zu den Mehrheiten. Dabei gilt einfach nur, wer die meisten Personen ausgespielt hat. Und auch hier geht es dann wieder um die alleinige Mehrheit.
  • Phase 4 Mehrheiten und Startspieler
    In folgender Reihenfolge werden die Mehrheiten überprüft:
    1.) Aufstieg im Rathaus (wer ist alleine am weitesten vorne)
    2.) Personenmehrheit (wer hat alleine die meisten Personen ausgespielt)
    3.) Kanalplättchen (wer hat alleine den Kanal am weitesten ausgebaut)
    Sobald ein Spieler in einem der Bereiche die Mehrheit erlangt hat, darf er den passenden Merheitenmarker auf die bunte Seite drehen. Es wird auch keine Situation im Spiel geben, in der er den Marker verlieren wird. Also sobald er einmal die Mehrheit hatte, sind die 4 Siegpunkte (die eine Mehrheit jeweils mit sich bringt) für ihn gesichert. Es ist auch nicht schlimm, wenn in der nächsten Runde ein anderer die Mehrheit erlangt. Die eigen Siegpunkte verliert man dadurch nicht.
    Nachdem die Mehrheiten überprüft wurden, wandert der Startspielermarker im Uhrzeigersinn einen Platz weiter.

Wie schon bereits erwähnt, wird das Spielende durch den Ersatzkartenstapel eingeläutet. Nach der finalen Runde kommt es dann noch zur Schlusswertung (die anderen Phasen werden jedoch noch voll durch gespielt). Zu der Schlusswertung zählen dann noch die Häuser, Personenvorteile, Mehrheitenmarker, Kanalfelder (die 3er), Statuenpunkte und die Siegpunkte auf der Aufstiegsleiste.

Meine Meinung zum Spiel:


Brügge hat so seine Stärken und Schwächen. Kommen wir erst einmal zu den positiven Aspekten. Mir gefällt die Mechanik mit den Personenkarten. Die Geschichte mit den passenden Farben bzgl. der Handlanger und die Aktionsmöglichkeiten durch die Personen finde ich gut gelöst und macht jedes Mal wieder Spaß. Das Spiel hat einen hohen Wiederspielreiz, da jede Partie anders verläuft. Klar kann man sich eine Taktik überlegen und kann versuchen jedes Mal mit derselben zu gewinnen. Aber dies ist gar nicht so einfach, da die Karten immer anders kommen. Man kann nie 100 prozentig davon ausgehen, dass man diese und jene Karte in der einen und anderen Runde bekommt. Der Zufallsfaktor ist in dieser Hinsicht einfach zu groß. Mich persönlich stört das nicht, da ich es toll finde, mit den gegebenen Umständen klar zukommen und mir jedes Mal etwas neues überlegen darf. Es gibt natürlich auch den anderen Spieler, der lieber etwas Handfestes hat, womit er immer wieder planen kann und seine Taktik nicht anpassen muss. Das finde ich persönlich aber sehr langweilig und von daher bin ich mit dem Zufallsfaktor "Karte" sehr zufrieden.
Im Zusammenhang mit den Karten kommen wir aber auch zu der ersten Schwäche von Brügge. Die Karten sind teilweise sehr unausgewogen. Da gibt es beispielsweise den Brunnenbauer. Dieser kostet mich einmalig 9 Gulden. Ich habe aber den dauerhaften Effekt, dass ich pro Runde ein Kanalplättchen anlegen kann und die Kosten nicht zahlen muss, jedoch noch die passende Karte. Das heißt ich muss mich nicht mehr allzu sehr um Geld bemühen, um den Kanal ausbauen zu können. Hinzu kommt, dass ich mit dem Ausbau des Kanals schneller voranschreite und mir ziemlich sicher in irgendeiner Runde die Mehrheit im Kanalbereich zugesprochen wird. Wenn ich dann den Barden nehme, sieht das etwas anders aus. Der Barde kostet mich zwar nur 3 Gulden, ich muss aber für seine Aktivierung jedes Mal einen braunen Handlanger abgeben können und habe durch ihn den überaus großen Vorteil, dass ich zwar die Karte für den Kanalbau nicht brauche, dafür aber das doppelte Geld. Das ist meiner Meinung nach nicht verhältnismäßig, zumal ja nicht jeder die Chance auf den Brunnenmeister hat und es eben in der Hinsicht eine Glückssache ist. Und das ist nur ein Beispiel von ausgewogenen Karteneffekten. Wie gesagt, die Kosten für den Barden halten sich anfangs in Grenzen, jedoch bin ich immer wieder damit beschäftigt, braune Handlanger und Geld aufzutreiben. Das ist schon im Bezug zum Brunnenbauer ein großer Unterschied.
Ein weiteres Problem welches ich bei Brügge sehe, ist die Tatsache, dass der Kanalbau nicht sehr lukrativ ist. Es gab schon viele Runden, wo dieser einfach vernachlässigt wurde und mit den anderen Spielelementen genügend Siegpunkte gesammelt wurden. Es ist also schade, dass ein wesentliches Element so unwichtig ist... klingt paradox :)
Allerdings wurde dies durch die Erweiterung behoben, aber dazu komme ich dann an anderer Stelle zu sprechen, nämlich bei der Rezension der Erweiterung "Die Stadt am Zwin".
Alles in allem, ist Brügge ein tolles Spiel. Es lässt sich auch sehr gut zu zweit spielen, macht aber auch in größeren Runden viel Spaß. Wenn man die Schwächen außer Acht lässt, kann man damit viele Abende schön verbringen und immer wieder ein neues Spielerlebnis durch den Zufallsfaktor bekommen. Selbstverständlich ist Brügge auch wieder ein reines Mangelspiel, so wie man es von Stefan Feld kennt. Man möchte alles machen und überall dabei sein, ist aber durch die begrenzte Anzahl an Aktionspunkten gehindert. Ist aber nicht schlimm, so muss man sich eben entscheiden, was für einen wichtig ist.

Brügge - Ein Spiel bei dem es nicht um Frittiertes geht





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